15 Dinge, die du von dir selbst nicht erwarten solltest

„Ich habe so viel mehr vom Leben bekommen, als ich mir je erträumt hatte – keine großen Enttäuschungen  oder unerfüllte Hoffnungen: Ich habe nicht viel erwartet, und deshalb bin ich die am wenigsten verbitterte Frau, die ich kenne.“ Audrey Hepburn

1. Du kannst nicht über Nacht Erfolg haben.

Ich habe vor Kurzem bei Instagram einen Spruch des Erfolgsautors und Spitzenredners – neudeutsch Speaker – Hermann Scherer gelesen: „Der Mann auf der Bergspitze ist dort nicht hinaufgefallen.“ Übrigens, als Teilnehmerin seines Seminars auf Mallorca war ich sehr beeindruckt, wie locker, humorvoll und weise er uns den Spiegel vorsetzt und in den Allerwertesten tritt 🙂

Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, dass Menschen einen Big Bang für ihre Vorhaben und eine Garantie für deren Gelingen erwarten. Träumtest du als Kind davon, eine Märchenprinzessin zu werden und eines Morgens in einem schönen Schloss zu residieren, mit einem Krönchen auf dem Haupt und Einhörnern, Feen und Zauberer als Spielgefährten? 

Nun, die Erwachsenenversion von solchem Supererfolg, oder auch Big Bang genannt, heißt den Traumprinzen bzw. die Traumfrau zu finden, im Lotto zu gewinnen oder eben als Filmstar oder als Bestsellerautor „entdeckt“ und berühmt zu werden. 

Doch so, wie ein Apfelbaum nicht direkt Früchte trägt und der Bergsteiger viele kleine Schritte zur Bergspitze zurückgelegt hat, bedarf es des inkrementalen Tuns in kleinen Schritten und nicht des Geträumes oder des Geredes.

2. Du musst nicht erfolgreich sein. Du darfst.

Unsere Gesellschaft misst fast alles nach dem Erfolgskriterium im Sinne von wieviel Besitz, Geld, Konsummöglichkeiten man bekommt oder hat. Gerade deswegen darfst du andere, eigene Kriterien für ein lebens- und liebenswertes Leben haben und deine eigenen Maßstäbe für Erfolg definieren. 

„Diejenigen beneiden, die mehr haben und diejenigen fürchten, die weniger haben, als man selbst und all diese Gefühle verdrängen um freundlich, ehrlich und vernünftig zu scheinen“ schrieb Erich Fromm 1976 über unsere Gesellschaft in seinem Werk „Haben oder Sein.“ Die Lektüre ist sehr empfehlenswert, da erhellend und zum Nachdenken anregend. 

An dieser Stelle füge ich zwei weitere Zitate bei, die dich zum Reflektieren über Erfolg, Haben und Sein anregen mögen:

„… sich selbst zu erneuern, zu wachsen, sich zu verströmen, zu lieben, das Gefängnis des eigenen isolierten Ichs zu transzendieren, sich interessieren, zu lauschen, zu geben. Keine dieser Erfahrungen ist jedoch vollständig in Worten wiederzugeben. Worte sind Gefäße, die wir mit Erlebnissen füllen, doch diese quellen über das Gefäß hinaus.“ 

„Haben führt zu Entfremdung, Unterwerfung und Ausbeutung sowie Neid und Angst. Sein führt zu Liebe, lebendigem Erleben und Sinnhaftigkeit.“

3. Passend zum obigen Punkt: Du kannst nicht alles haben oder alles sein 🙂
4. Du kannst nicht alles wissen.

Ein beliebtes Thema in esoterisch-spirituellen Kreisen ist, ob bzw. dass man ja alles schon weiß, die Weisheit in sich trägt und es komme nur darauf an, dieses Wissen freizulegen. Hm, dann frage dich bitte, warum es (Fach)Bücher, Filme, Vorträge, Ausbildungen, Konferenzen, Arbeitskreise, Berater, Coaches, etc. gibt. 

Wissen, also Informationen sind für sich nahezu wertlos. Da erinnere ich mich an eine Filmszene, wo Sherlock Holmes zu Doktor Watson sagt: „Ah, die Erde ist eine Kugel? Das werde ich sofort vergessen.“ Auf die Nachfrage des verdutzten Kompagnons hin antwortete er: „Nun, dieses Wissen hilft mir nicht, den aktuellen Fall zu lösen.“ 

Weisheit ist hingegen angewandtes Wissen, um ein Ziel zu erreichen oder ein Problem zu lösen. Deswegen frage dich gerne öfter, wofür du etwas wissen möchtest. 

5. Du kannst nicht perfekt sein. 

Warum willst du perfekt sein? Wenn du es sein willst, dann befindest du dich in einem massiven Spannungsfeld, da deine erlebte Realität nicht deinen unerreichbaren und damit irrealen Idealvorstellungen entspricht. Du hast Angst, nicht gut, schön, schlank, jung, intelligent, etc. genug zu sein oder nicht gelobt, geachtet, bewundert, geliebt etc. zu werden. Du fühlst sich deswegen angreifbar, verwundbar und schuldig, deswegen machst und tust du alles, was dich davor „schützt“. Du strengst dich an, um nach einem Phantom zu jagen und verbrauchst, ja vergeudest dafür deine wertvollen und gleichzeitig begrenzten Ressourcen. Perfekt zu sein ist also mega stressig und ungesund 🙂 

Und wenn du dich fragst, wie du aus der Perfektionismusfalle herauskommst, schlage ich dir drei Schritte vor, die du gerne in diesem Blogartikel nachlesen kannst.

6. Du kannst nicht permanent glücklich sein.

Das menschliche Leben ist voller Wendungen, Veränderungen, Überraschungen und Stress. Vielleicht kennst du Menschen, die in jeder Situation ihre Fassade des Glücklichseins und des Erfolgs aufrechterhalten oder anderen etwas beweisen wollen. Eine Bekannte hatte mir mal erzählt, dass sie sich generell nichts anmerken lassen würde, wenn sie Probleme hat und es in ihrem Innern tobt. Nun, letztendlich hat sie den inneren Stress nicht ausgehalten und bekam ernsthafte Gesundheitsprobleme. 

Der Anspruch des dauergepachteten Glücks ist irreal. Schau dir nur das Yin-Yang-Symbol an: in jedem Glückszustand – wie auch immer du ihn für dich definieren magst – ist bereits der Keim des Missglücks drin, welches ebenfalls individuell empfunden wird. Früher ärgerte ich mich, wenn die Bahn, mit der ich fuhr, eine Verspätung aufbaute, heute habe ich dadurch mehr Lesezeit. Es kommt manchmal tatsächlich auf den berühmten Blickwinkel an.

7. Du kannst deine Ziele nicht erreichen, wenn sie schwammig sind.

Natürlich kannst und darfst du irgendetwas tun und darauf hoffen, dass es sinnvoll, nützlich und zielführend ist. Doch wie willst du es erkennen oder messen, dass du das Erforderliche tust (Effektivität) und das, was du tust, auch richtig machst (Effizienz)? Daher sind nur konkrete Ziele erreichbar, die sorgfältig formuliert und mit Umsetzungsschritten versehen sind. 

Ich habe von einem jungen Mongolen gelesen, der täglich 200 englische Vokabeln gelernt hat und innerhalb eines Jahres diese Fremdsprache fließend sprechend konnte. Er recherchierte, wieviele Wörter den aktiven Wortschatz eines Muttersprachlers ausmachen und hat deren Anzahl durch die Zeit dividiert, die er sich für sein Vorhaben nehmen wollte. Heute bringt er seine Methode anderen Lernwilligen in seiner Facebookgruppe bei. 

8. Du kannst nicht gesund bleiben, wenn du nicht für deine Gesundheit sorgst.

Wenn du krank bist, gehst du natürlich zum Arzt. Die Aufrechterhaltung der Gesundheit hingegen hängt davon ab, ob du ausrechend stilles Wasser trinkst, dich überwiegend aus dem Bioladen ernährst, Vitalstoffe zu dir nimmst, aerobes Training machst, gut und ausreichend schläfst, usw. Oft geht es dabei im ersten Schritt um das Erkennen und Ändern von Gewohnheiten, die deiner Gesundheit nicht zuträglich sind. Der Körper als Tempel deiner Seele verdient es liebevoll und schützend behandelt sowie auf richtige Weise genährt zu werden.

Hier findest du 46 spannende Gründe, um täglich stilles Wasser zu trinken. 

9. Du musst dich nicht mit anderen vergleichen oder Vorbedingungen erfüllen, wenn du glücklich, erfolgreich, anerkannt, geliebt, wertgeschätzt sein oder werden möchtest. 

Ich weiß, es gibt seit Kindheit an sehr viele Vorbilder und Idole für uns, zum Aufschauen, und Nacheifern, weil sie Erfolg, Glück oder was immer auch sonst verkörpern sollen. Schnell ist man beim Wunsch, nicht nur ihnen gleich zu tun, sondern sogar zu übertrumpfen. Ich habe nichts gegen Vorbilder, die ein wichtiges Problem gelöst, eine außerordentliche Leistung zustande gebracht oder diese Welt ein Stück weit heiler, friedlicher, froher, bunter oder lebens- oder liebenswerter gestaltet haben.

Die Sache ist aber, dass das unüberlegte Nacheifern in Bezug auf den Schein als auf das Sein uns in eine endlose und sich verselbstständigende Spirale von Konditionen bringen kann. Außerdem gibt es ja das Gesetz der Trägheit, der bei der menschlichen Spezies in fast jedem Lebensbereich besonders hartnäckig wirkt. 

„Wenn ich so und so viele Kilos abgenommen habe, dann …“, „Wenn ich mir das Auto der Marke X, Y, Z leisten kann, dann …“, „Wenn ich der Person A diesen oder jenen Gefallen tue, dann …“, „Wenn ich in Rente bin, dann …“, „Wenn ich erst eine Tasse Kaffee getrunken habe, dann …“

Stelle dir vor, du bist einzigartig, schön, liebenswürdig und mit vielen Talenten gesegnet, die Menschen gut gebrauchen können, sonst wärest du nicht auf dieser Welt. Die Frage ist dann – sorry für die Wortwahl – wie du die Tomaten auf den Augen erkennst und den Sand aus dem Getriebe herausnimmst 😉 

10. Du musst nicht jedem helfen oder deine Zeit mit jemand verbringen, wenn er sich nicht verändern möchte. 

Mädchen sind brav, helfen gerne und sagen niemals „Nein“. Nach diesem Leitsatz sind Generationen und Generationen von Frauen erzogen worden. Heute stelle ich ihn massiv in Frage. Hier möchte ich nicht auf das weibliche Bravsein, sprich den Konformismus im Sinne der Anpassung der Werte, Meinungen und Verhaltensnormen an die herrschenden Verhältnisse eingehen, sondern auf unsere Neigung, andere zu ihrem Glück ungefragt zu „zwingen“, besser bekannt als Helfersyndrom. 

Von Abraham Lincoln stammt der Satz: „Ihr könnt den Menschen nie auf Dauer helfen, wenn ihr für sie tut, was sie selber tun sollten und können.“ Das bedeutet erstens, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Zweitens stiftet unaufgeforderte Hilfe keinen Nutzen, weil dem Menschen, der deine Hilfe widerwillig annehmen „musste“, das Problembewusstsein für seine Lage fehlt. Und drittens sind es immer deine eigenen Ego basierten Motive wie Geltungsdrang und Hoffnung auf Anerkennung, die dir vielleicht bewusst sind oder auch nicht.

11. Du kannst dich von Menschen, die dich verletzt haben, nicht lösen, wenn du ihnen nicht vergibst.

Wenn es nach mir ginge, sollte bereits in der Grundschule das Fach namens Vergebung eingeführt werden. Dann würden Kinder und somit die späteren Erwachsenen beziehungsfähiger werden, weil es weniger Wut, Verzweiflung, Rache, Hass, Missgunst, Ego-Spielchen im menschlichen Miteinander geben würden. Hier schließe ich ausdrücklich Verletzungen aus, die die Unversehrtheit von Leib, Leben und Eigentum beeinträchtigen, sprich Straftaten sind. 

Kennst du die Diskussion mit dir selbst – ich nenne es eher die Polemik mit dem Ego -, dass die Person X, Y oder Z ganz bestimmt mit böser Absicht dies oder jenes gesagt oder es dir angetan hat und deswegen auf gar keinen Fall eine Vergebung verdient oder du nicht vergeben darfst oder was auch immer. Klar, es ist einfacher, vor allem ist es gewohnter, selbst zu leiden und andere für sein Leid zu beschuldigen. Leider wird sich mit dieser Haltung auf Dauer nichts ändern. Deswegen kannst und darfst du anderen vergeben, wenn du dich selbst wertschätzt und deine emotionale Hygiene dir wichtig ist. Ich kenne Menschen, die in regelmäßigen Abständen eine Liste anfertigen und allen Personen auf dieser Liste vergeben, ohne dass die Letzteren etwas davon mitbekommen. Was für eine Befreiung das für diejenigen bedeuten mag, die dieses Ritual machen! 

12. Du kannst nicht in deiner Komfortzone verbleiben, wenn du dein Leben verändern möchtest.

Kennst du den Satz von Albert Einstein „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“? Das bedeutet, dass wir eine gewisse Betriebsblindheit an den Tag legen, wenn es um unsere Probleme geht, daher bedarf es eines anderen Blickwinkels, neuer Impulse und oft Hilfe von Außen. Das heißt aber auch, dass es mühsam bis unmöglich ist, in seinem stillen Kämmerlein Münchhausen mäßig sich selbst an den Haaren aus dem Schlamassel zu ziehen. 

Also, in der kuscheligen Ecke der Komfortzone namens „Es geht mir doch gut bzw. Ich brauche keine Hilfe bzw. Ich kann mir selbst helfen“ zu verharren, während der Wasserstand stetig steigt, ist eben keine Lösung. 

Dabei geht das Problembewusstsein vor der Lösungssuche, wie der Begründer der Relativitätstheorie ebenfalls betonte. „Das Problem kennen ist wichtiger, als die Lösung zu finden, denn die genaue Darstellung des Problems führt automatisch zur richtigen Lösung.“ Ergo, wenn du dich nicht vom Fleck bewegst und dich sogar in Selbsttäuschung übst, dann erkennst du dein Problem leider nicht, geschweige denn dass du die richtige Lösung findest.

13. Du musst nicht das tun, was andere für dich tun können.

Übrigens, Agatha Christie hat es noch strenger formuliert: „Machen Sie niemals selbst das, was andere für Sie machen können.“

Brot backen, Marmelade einkochen, Wäsche machen, Fenster putzen, Wohnung streichen, Gardinen nähen – machst du all das noch selbst? Hast du den Anspruch, möglichst vieles selbst machen zu müssen? Ich kenne einige Frauen, die zusätzlich zu ihrem Job und Familie diesen Anspruch und den dazugehörigen Stress haben, weil sie sich dadurch Lob und Anerkennung erhoffen, trotz finanzieller Möglichkeiten sich Hilfe leisten zu können.

Gemäß Hermann Scherer gibt es bspw. nur drei Gründe dafür, dass du selbst bügelst: erstens, du verdienst weniger als Bügelhilfe, zweitens, Bügeln ist meditativ und drittens, du bereitest dich auf die Weltmeisterschaft in Extrem-Bügeln vor 🙂 

Das Delegieren, gerade von Alltäglichem, hat etwas mit Loslassen zu tun. Erlaube dir selbst, in der frei gewordenen Zeit deine Wünsche und Ziele zu verwirklichen. 

14. Du musst nicht jedes Lob und jede Kritik annehmen.

Diskutierst du oder rechtfertigst du dich noch vor Leuten, die von deinem Metier keine Ahnung haben? Oder könntest du als Apothekerin die Arbeit einer Architektin beurteilen? Du könntest höchstens sagen, ob der Hausentwurf dir geschmacklich-ästhetisch zusagt oder nicht, doch ob richtige Baumaterialien nach geltenden Normen und gesetzlichen Vorschriften verbaut werden sollen – dazu könnten nur ihre Kollegen oder Sachverständige eine fachliche Aussage treffen. 

Bei fachlicher und zwischenmenschlicher Kritik hilft mir oft der rheinische Grundsatz „Jede Jeck is anders“, Reflexion über das eigene Verhalten und Supervisionen mit meinen Mentoren.

Auch die Sache mit dem Lob ist heikel. Wenn du es in einem landesweiten Wettbewerb zur besten Friseurin unter Dutzenden von Kolleginnen schaffst, ist es ganz natürlich, dass du gelobt wirst und du dir selbst auf die Schulter klopfst. Ein Kompliment von anderen hingegen ist nur eine nette Aufmerksamkeit, mehr nicht. Ich weiß, das Ego möchte da unbedingt mehr, toller und schöner, was wir nicht sind. 

15. Du musst nichts in deinem Tempo tun.  

„Ich habe keine Zeit, um mir Zeit zu lassen.“ Das ist ein radikaler Satz, den ich von einer sehr erfolgreichen Frau gehört habe, die Menschen direkt auf der Herzensebene anspricht. Übrigens, sie ist deswegen erfolgreich, weil sie den Menschen in den Mittelpunkt ihres Businesses stellt. 

Ich kann verstehen, dass du mal „die Sachen erstmal sacken lassen“, „drüber nachdenken“, „erstmal etwas anderes regeln“, „später darauf zurückkommen“ usw. möchtest, bevor du für dich wichtige Schritte unternimmst. Das Gesetz der Trägheit, vielmehr das Gesetz der kunstvollen Ausrede oder Selbsttäuschung geht auch nicht an mir spurlos vorbei. 

Wir haben nicht alle Zeit der Welt, doch wir tun so, als hätten wir sie. Es ist auch kein Aufruf, dich auf die Überholspur zu begeben, sondern eine Einladung, deine Lebenszeit so zu nutzen, dass du deine kleinen und großen Wünsche und Ziele verwirklichst, um zufriedener und glücklicher zu werden als du es heute bist. 

Auf dieser spannenden Reise des Lebens wünsche ich dir viel Spaß, gute Erkenntnisse und tatkräftige Umsetzung!

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