5 Tipps, wie dich ein Weiterbildungsseminar voranbringt

„Lebe, um zu lernen und lerne, um zu leben.“ Unbekannt

Die Sommerferien sind vorbei, Schule und Job gehen weiter. In jedem Beruf ist es heute zwingend notwendig, sich weiterzubilden und damit für Qualität seiner angestellten oder freiberuflichen Tätigkeit sicherzustellen. Auch für private Hobbys nehmen sich Menschen abends oder am Wochenende Zeit, um für eine Orientierung, Vertiefung oder Erweiterung auf ihrem Interessengebiet zu sorgen.

Als Teilnehmerin und jetzt zunehmend als Seminarleiterin habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine solche Veranstaltung naturgemäß sowohl sachlicher als auch emotionaler Natur ist, da wir in diesem Rahmen schnell mit unseren Handlungsmustern konfrontiert werden. Deswegen möchte ich dir gerne fünf Tipps geben, deine Teilnahme an einem Seminar in jeder Hinsicht erfolgreich zu gestalten und damit beruflich und/oder persönlich voranzukommen.

Vorneweg eine kleine sprachliche Nuance, die mir immer wieder auffällt: die Begriffe Fortbildung und Weiterbildung werden synonym verwendet. Da ich Deutsch als eine logische, präzise und vielschichtige Sprache erlebe, sind es für mich doch zwei verschiedene Zusammenhänge, die ich gerne durch eine Metapher verdeutliche. Wenn ein Bäckerlehrling durch seine Ausbildung Geselle und später Meister wird, ist es so, als würde ein Rohdiamant zu einem Brillanten geschliffen. Und eine Weiterbildung sorgt dafür, dass die Facetten dieses Brillanten nach und nach, also immer weiter und weiter auf Hochglanz poliert werden. Bei einer Fortbildung wäre ich mir wegen der Mehrdeutigkeit des ersten Wortstamms nicht so sicher, ob es den Brillanten noch gibt oder ob er fort, also weg ist und somit abhanden gekommen ist.

1. Finde deine inneren Antreiber heraus

Jeder von uns hat in der Kindheit Sätze wie „Sei klug“, „Stell dich nicht so dumm an“, „Lerne schnell“, „Streng dich an“, etc. im Zusammenhang mit Schule und Lernen gehört. Meist kamen diese Imperative von den Eltern, Lehrern oder anderen Autoritätspersonen. Jeder dieser Sätze hat seine Vor- und Nachteile, wie bspw. beim Satz „Mach’ es allen recht!“ soziale Kompetenz einerseits und mangelnde Abgrenzung andererseits zum Ausdruck kommen. Diese inneren Antreiber bestimmen immer noch bewusst oder unbewusst unsere Verhaltensweise und Entscheidungen in fast allen Lebensbereichen. Im Unterschied zum inneren Treiber, also was deine Seelen- und Herzenswünsche angeht, ist der innere Antreiber „jemand“, der dir selten mit Lob und viel öfter mit Tadel begegnet.

Nimm dir kurz Zeit und schreibe auf, welche inneren Antreiber du aus deiner Kindheit in Bezug auf das Lernen mitgenommen hast. Damit hast du einen hilfreichen Kompass für deine Wahrnehmung, Gefühle und Verhaltensweise im Seminar. Diese Sätze können bei der späteren Analyse sehr hilfreich sein.

2. Werde deiner individuellen Stressauslöser bewusst

Verschiedenen Studien zufolge wird die Wahrnehmung überwiegend von nonverbalen (Mimik, Gestik, Körperhaltung) und paraverbalen Äußerungen (Tonlage und emotionale Färbung) beeinflusst, sodass die inhaltlichen Informationen eine untergeordnete Rolle spielen. Das bedeutet, dass durch eine Kommunikation ausgelöste Gefühle der wesentliche Träger für Informationen sind. Darüber hinaus stellen Gefühle Handlungsenergien zu Verfügung. Wenn also die eigene Wahrnehmung und damit einhergehende Gefühle und Handlungen nicht hinterfragt werden, kann es zu Missverständnissen kommen.

Insbesondere in Stresssituationen, wenn das eigene fachliche oder persönliche Weltbild „bedroht“ oder in Frage gestellt wird, hören unsere unbewussten Anteile weg oder rebellieren. Es ist also schnell passiert, dass man in die so genannte alltägliche Trance hineinkommt, die gerade in einem Seminar verstärkt auftreten kann. Nach meiner Beobachtung werden die Teilnehmer dann müde, die Körpersprache verändert sich, das Thema wird gewechselt, es werden Ich-will-auch-mal-recht-haben-Diskussionen geführt oder unpassende Witze gemacht.

Das sind Beispiele für vier Reaktionen, die der menschliche Überlebensmodus vorsieht: Kampf, Flucht, Dominanz und Unterwerfung. Von unserer Kindheit an sind wir gewohnt, diese Mechanismen anzuwenden. Dadurch lösen wir Konflikte auf eine Art, dass der Stress enorm steigt. Wenn du hingegen das eigene Welt- und Selbstbild öfter hinterfragst, über deine bisherige Verhaltensweise nachdenkst, neue konstruktive Lösungsansätze integrierst und eine innere Sichtweise bzgl. eines besseren Umgangs mit einer Situation entwickelst, umso entspannter wird dein Leben im Allgemeinen und deine Teilnahme am Seminar im Besonderen.

3. Geh’ konstruktiv mit deinen Gefühlen um

Gefühle sind Handlungsenergien (2)

Gefühle sind Handlungsenergien.

Wenn du bestimmte Seminarinhalte nicht nachvollziehen kannst und gleichzeitig die anderen Teilnehmer scheinbar alles im Handumdrehen verstehen, wenn einige Personen das Geschehen dominieren, wenn deine inneren Monologe oder ausgesprochene Bemerkungen mit „Ja, aber“, „Können Sie es beweisen?“, „Das weiß ich doch!“,  „Ich kapiere es einfach nicht!“ etc. anfangen, bedeutet es zunächst, dass du dich mit dem Thema und den Teilnehmern beschäftigst und dein Kompass die inneren Antreiber anzeigt. So etwas kann unterschiedliche Gefühle auslösen.

Eins vorweg: Du darfst Gefühle haben und sie auf eine angemessene Art äußern. Viel nützlicher ist es jedoch zu ergründen, warum die Person oder die Situation dich so antriggert, sodass du es in den falschen Hals bekommst. Wahrscheinlich ärgerst du dich später, dass du wie ein kleines trotziges Kind und nicht wie ein Erwachsener reagiert hast. Der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung fängt mit Bewusstwerdung eigener Verhaltensweisen an und beinhaltet Hinterfragen, Nachdenken, Überprüfen, Reflektieren sowie einen konstruktiven Austausch mit Vertrauenspersonen und ausgebildeten Coaches.

Denke darüber nach, was dich am Seminartag genervt hat. Dann nimm deine Liste mit den Imperativsätzen und ordne die Situationen im Seminar einem oder mehreren inneren Antreibern in Stichpunkten zu. Überlege, welche Vorteile du damals als Schulkind möglicherweise durch diesen Antreiber erfahren hast und warum es heute so wichtig ist, eine erwachsene Sichtweise entwickeln, um künftig besser mit einer ähnlichen Situation umzugehen.

4. Stell’ konkrete Fragen, um besser zu lernen

Stell’ dir vor, jemand sagt das Stichwort „die Bank“. Da du selbst bei einem Kreditinstitut tätig bist, fragst dich schon, ob es hierbei um die Deutsche Bank, City Bank, etc. geht. Jemand anders, der für die Grünanlagen einer Stadt zuständig ist, assoziiert damit direkt die Bank im Stadtpark. Ein und dasselbe Stichwort kann verschiedene Szenarien für das Kopfkino, also Trancen ablaufen lassen. Deswegen ist es wichtig, in einem Seminar Begriffe genau zu klären und abzugrenzen, damit möglichst wenige Trancen zustande kommen. Denn bis jemand den Ausgang aus seinem Kopfkino gefunden hat, ist das Seminar ohne ihn/sie weitergegangen.

Hinzu kommt, dass jeder Mensch nach seinem individuellen Muster Informationen verarbeitet, sodass seine Wahrnehmung je nach Situation mehr oder minder eingeschränkt sein kann. Das bedeutet, dass die fünf Sinneskanäle (auch VAKOG genannt: visuell, akustisch, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch) bei einem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Die meisten Menschen haben drei bevorzugte Sinnessysteme und sind demnach Augen-, Ohr- oder Fühlmenschen.

In einer solchen Situation wie gerade beschrieben sind Fragen keine Widersacher, sondern Helfer, um genau zu verstehen, welche Bank gemeint ist. Du oder dein Arbeitgeber bezahlen Geld dafür, dass der Seminarleiter dir etwas Wichtiges, Neues, Aktuelles, etc. beibringt. Hilf ihm, dies zu tun, indem du bei Unklarheiten, abstrakten Informationen und unverständlichen Begriffen konkrete Fragen stellst. Am besten funktioniert es mit den so genannten W-Fragen: wer, was, wo, wie, wann und warum.

Dabei ist deine Frage umso konkreter, je mehr VAKOG-Anteil darin enthalten ist und somit unsere fünf Sinne angesprochen werden. Eine Orientierung für Fragen nach deinem bevorzugten Sinnessystem bieten folgende Ausdrücke:

  • visuell: Durchblick, klar sehen, fokussieren, gestochen scharf, leuchtendes Beispiel
  • akustisch/auditiv: klingt gut, hört sich gut an, klingt sehr harmonisch, der Ton macht die Musik, Takt- und Rhythmusgefühl, ich bin ganz Ohr
  • kinästhetisch: in Kontakt kommen, anpacken, etwas begreifen, Schritt/Tempo halten
  • olfaktorisch: (nicht) riechen können, es ist faul, duftes Mädchen
  • gustatorisch: sauer sein, süßes Kind, ein Geschmäckle haben

Stell’ deine Frage zu einem unklaren Sachverhalt so, als wolltest du den Zusammenhang gerne sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen. Diese Art von Fragen hilft dir, dein Bewusstsein auf das Thema zu richten, deine Tagträume, Trancen und das Abtauchen ins Kopfkino zu reduzieren und dadurch effektiver und effizienter zu lernen. Außerdem hilft eine gut gestellte Frage, eine konstruktive Diskussion zu eröffnen und dein Verständnis zu überprüfen.

5. Sorge gut für dich im Seminar

Wasser für Körper und Geist

Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen für Körper und Geist.

Seminare machen durstig und hungrig, weil die Auseinandersetzung mit vielen neuen und ungewöhnlichen Themen, deren Verarbeitung, Sortierung und Ablage in deinem System Ressourcen verbraucht. Um sie wieder aufzufüllen, benötigst du Wasser, Vitamine, Spurenelemente, Naschwerk für Zwischendurch, warme Mahlzeiten und natürlich Pausen. Auch ein netter Austausch mit anderen Teilnehmern trägt der freundlichen Atmosphäre und dem Stressabbau bei.

Die Rolle von Wasser als eine der wichtigsten Ressourcen für gut funktionierende Körper und Geist ist nicht zu unterschätzen. Die gängigen Empfehlungen, 2 l Flüssigkeit am Tag zu trinken, sind zu pauschal und berücksichtigen nicht die individuellen Besonderheiten, Tätigkeitsarten und Witterungsbedingungen. Es geht nicht um Tee, Kaffee, Säfte, Sprudel und Softdrinks, die entwässern, übersäuern und verschlacken, sondern um das Wassertrinken. Um optimal zu funktionieren, benötigen die Gehirnzellen bspw. mindestens 100 ml Wasser pro Stunde. Als Faustregel kannst du dir merken, dass du ca. 40 ml pro kg Körpergewicht stilles Wasser am Tag benötigst. Und bei Seminaren eher mehr.

Wie du siehst, kannst du selbst einiges für eine erfolgreiche Teilnahme an einer Weiterbildung tun, um auf deinem Weg voranzukommen und deine Persönlichkeit zu entfalten. Ein gutes Seminar bringt dich zum Nachdenken, inspiriert und motiviert dich. Du kommst mit Gleichgesinnten in Kontakt und lernst sympathische Menschen kennen. Ich wünsche dir viel Spaß und Freude dabei und freue mich auf deine Kommentare zu diesem Beitrag!

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